DIVINO - Das Magazin | N° 2/2018 Herbst - Winter

H amburg oder München. Norden oder Süden. Ich entschied mich für die Mitte. Der Augenblick, in dem eine in Bamberg studierende Freundin mich an die Regnitz führte, mit Blick auf das Wasserschloss Condordia ging direkt ins Herz. So viel Schönheit, so viel Was- ser und eine fast private Situation an der Universität für meine Fachrichtung. Alles da. Ich blieb. Meine Entscheidung für die Barockstadt mit ihrem Zentrum auf der Insel zwi- schen Regnitz und Main-Donau-Kanal liegt viele Jahre zurück. Noch immer sehe ich die außergewöhnliche Schönheit Bambergs und genieße den besonderen Charme „meiner“ Stadt. Zweimal habe ich sie verlassen. Einmal für Frankfurt. Einmal für Würzburg. Wer bleibt schon in seiner Studienstadt hängen? Man möchte doch die Welt entdecken. Das habe ich und tue es. Doch wenn ich reise, kehre ich immer mit einem Lächeln und Freude imHerzen nach Bamberg zurück. Ich sehe den Dom mit seinen vier Tür- men, die im Abendlicht türkis vor dem dunkelblauen Himmel stehen – oder das Kloster Michelsberg mit den zur Reg- nitz abfallenden Terrassengärten, die so zauberhaft sind. Oder, oder, oder. Es gibt viele Gründe, Bamberg zu lieben. Ich tue es jeden Tag aufs Neue. Ganz schön was los! Seit vielen Jahren muss ich meine Lieb- lingsplätze vor allem im Sommer mit Gästen aus aller Welt teilen. Manch- mal geht einem das als Anwohner mit schnöden Alltagsbedürfnissen hier und da etwas auf die Nerven. In Gruppen zu Fuß und mit Kopfhörern schalldicht aus- gerüstet, trödeln sie entrückt über den Grünen Markt, über die Rathausbrücke oder an der Regnitz entlang, von einer Sehenswürdigkeit zur anderen. Mit dem Rad vorbeikommen? Ausgeschlossen! Ausweichen über das Wasser geht auch nicht: Hier sitzen die Passagiere auf den Ausflugsschiffen der Kropf-Flotte, las- sen sich von einer Originalgondel aus Venedig von Gondoliere Jürgen durch Klein Venedig schippern oder kreuzen als Stand Up Paddle-Schwarm die Was- serwege. Es ist ganz schön was los in Bamberg. Meinetwegen, denke ich groß- zügig. Ich kann das ja bestens verstehen. „Wir sind alle Erben.“* Es ist Platz für alle. Die Ausweichmög- lichkeiten und Vergnügungsmomente sind vielseitig: Bamberg ist ein Gesamt- kunstwerk. Kaum eine andere Stadt bietet so ein Bilderbuch der Stile wie Bamberg. Von einem Hügel zum ande- Oben: Zu Wasser die Stadt entdecken – eine Rundfahrt durch Bambergs Klein Venedig auf der „Christl“ ist wunderbar. Unten: Impressionen vom Mittefastenmarkt in Bamberg. Er findet immer vier Tage lang in der Mitte der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern von Mittwoch bis Samstag statt. 36 37 FRANKENREISE Nº 2 / 2018

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