DIVINO - Das Magazin | N° 1/2025 Frühjahr/Sommer

[divino-osterfreude] Im Frühling feiern wir Ostern. Wir feiern nicht nur die Auferstehung Jesu. Die Kirche hat das Osterfest an die Stelle des jüdischen Paschafestes gesetzt. Die Juden feierten den Auszug aus Ägypten als die Befreiung des Volkes durch Gott. Aber sie haben mit ihrem Paschafest ein kanaanäisches Frühlingsfest abgelöst. So hat auch für uns Ostern immer etwas mit dem Frühling zu tun. Was wir in der Auferstehung Jesu feiern, dass die Liebe stärker ist als der Tod, dass im Tod neues Leben aufblüht, das können wir auch in der Natur beobachten. Der Frühling, der die Blumen zum Blühen bringt und die Bäume wieder grünen lässt, führt uns vor Augen, was wir in der Aufer- stehung Jesu feiern: dass das Leben über den Tod siegt. Die Osterzeit ist geprägt von jubelnden Liedern, vor allem vom Gesang des Halleluja. Das Fest mit seinen fröhlichen Gesängen will in uns die Freude aufwecken. Die Freude ist in jedem von uns. Aber oft genug ist sie zugeschüttet mit unseren täglichen Sorgen und Ängsten. Sie ist verdunkelt durch traurige und depressive Gefühle. Ostern will uns in Berührung bringen mit der Freude, die auf dem Grund unserer Seele vorhanden ist, damit sie hochsteigt und auch unser Bewusstsein verwandelt. Während viele Menschen in der Fastenzeit auf Wein und Bier verzichten, dürfen wir an Ostern mit gutem Gewissen wieder Wein trinken. Der Wein will die Freude verstärken, die an Ostern in uns aufbricht. Die Freude braucht auch Ausdruck. Indem wir miteinander unsere Weingläser anstoßen und uns zuprosten, drücken wir unsere Freude aus, dass die Liebe stärker ist als der Tod, dass neues Leben in uns aufblüht. Der Wunsch „prosit“ meint ja: „Es möge gelingen, es möge dir nutzen, dir wohl sein“. Es ist letztlich ein österlicher Wunsch: Das Leben möge stärker sein als der Tod, die Liebe möge dich mehr und mehr durchdringen, die Freude möge stärker sein als der Kummer. Man könnte das Wort auch so übersetzen: Gott sei für dich. „Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?“ (Röm 8,31). So drückt der hl. Paulus das Geheimnis von Ostern aus, das Geheimnis, das der tiefste Grund für unsere Freude ist, die uns niemand mehr nehmen kann. PATER DR. ANSELM GRÜN ABTEI MÜNSTERSCHWARZACH Anselm Grün OSB (geb. am 14. Januar 1945 im fränkischen Junkershausen als Wilhelm Grün) ist deutscher Benediktinerpater, Autor spiritueller Bücher, Referent zu spirituellen Themen, geistlicher Berater und Kursleiter für Meditation, Kontemplation und geistliches Leben. Mit rund 300 lieferbaren Titeln, die bisher in einer Gesamtauflage von über 14 Millionen Exemplaren weltweit verkauft wurden, ist Pater Anselm Grün einer der meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart. Seine Bücher wurden in dreißig Sprachen übersetzt. www.anselm-gruen.de 42 Nº 1/2025·DIVINO MAGAZIN PATER ANSELMS KOLUMNE

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