DIVINO - Das Magazin | N° 1/2022 Frühjahr - Sommer

Als Sängerin, Schauspielerin, Clownin und Regisseurin bietet Silvia Kirchhof Vielfalt und Wandlungsfähigkeit – und doch bleibt sie dabei immer ganz sie selbst. Mit dem rauchigen Timbre ihrer Kontra-Alt-Stimme gelingt ihr das ebenso spielerisch wie überzeugend. Sie präsentiert rabenschwarze Chansons und muntert als Clownin Machnix zusammen mit den KollegInnen der Klinikclowns Lachtränen Würzburg e.V. kranke Kinder auf. Als Regisseurin und Coachin für Theater und Film hat sie 2018 ein besonderes Schauspielensemble zu Höchstleistung gebracht. Das komplette Führungsgremium des Fränkischen Weinbauverbands spielte unter ihrer Leitung das Stück „Die Findung – eine fränkische Gärung“. Untertitel: „Die fränkischen Winzer schärfen ihr Profil! oder: Wie wir wurden, was wir sind“. Es war das ausdrucksstarke Finale der Dachmarkenentwicklung „Franken – Silvaner Heimat seit 1659“. Fräulein Bacchus oder Madame Spätburgunder: Manchmal verkörpern Sie sogar den Wein. Welchen Bezug haben Sie zu Franken und seinen Weinen? Na, ich bin doch Fränkin und in jedem ordentlichen Haushalt ist man eben mit Frankenwein aufgewachsen. Und irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass Fran- kens Wein und Frankens Frauen sehr ähnlich beschrieben werden: frech, fruchtig, frisch, bei Vollreife ausgewogen und das elegant. Und vor allem nachhaltig im Abgang. Und mal ganz ehrlich: Welche Fränkin findet sich da nicht wieder!? Wie war das damals, als Regisseurin mit dem Führungsgremium des Fränkischen Weinbauverbandes zu arbeiten? Sind ja alles Laien. Ich war total beeindruckt von der Disziplin. Wir haben hochkonzentriert und intensiv gearbeitet. Die sechs sehr unterschiedlichen Männer haben sich auf diese neue Erfahrung eingelassen und mir viel Vertrauen geschenkt. Es war ja auch ein schwieriges Stück, mit viel Text und langen Monologen. Ich habe mit kaum einer Gruppe in so kurzer Zeit so effektiv gearbeitet. Am Ende konnten wir ein Stück mit toller Qualität auf die Bühne bringen. Wie haben Sie als Künstlerin die letzten zwei Jahre persönlich erlebt? Am Anfang der Pandemie waren wir Künstler die ersten, die im wahrsten Sinne des Wortes von der Bühne gehen mussten. Die vollen Terminkalender waren sehr schnell leer. Nichts mehr. Und bei allen Lockerungen ist die Kultur immer hinten dran. Als Künstlerin und Selbständige muss man mit Unsicherheit leben können - das gehört dazu und ist für mich Teil meines Selbstverständnisses. Aber durch Corona ist diese Unsicherheit extrem gestiegen. Und das geht mit der Zeit an die Substanz. Viele Veranstaltungen und Engagements werden abgesagt oder verschoben. Und manches findet dann auch einfach gar nicht mehr statt. Das trifft selbst mich als pragmatische Optimistin ganz schön hart. Sie sind unglaublich wandelbar. Von der Clownin zur Interpretin von tiefmelancholischen Chansons. Wie geht das? Bei meinen Theaterseminaren sage ich gerne, dass jeder Mensch vom Herrgott einen Farbkasten mitbekommen hat. Und im Laufe unseres Lebens mischen wir unsere Farben. Nur irgendwann hören die meisten Menschen auf zu experimentieren und sagen: So, das bin ich jetzt. Doch in jedem Menschen stecken so viele Schattierungen mehr. Man sollte sich trauen, immer wieder zu diesem Farbkasten zu greifen, um neue Nuancen zu erschaffen und zu zeigen. Für mich als Künstlerin ist das vielleicht leichter als für andere Menschen. Ich darf die Bühne dazu nutzen, alle Emotionen und Figuren in ihrer ganzen Kraft auszuleben. Da kann ich eine ausgelassene Clownin sein und bringe andere zum Lachen. Aber ich kann auch eine traurige Clownin sein, wenn ich Trauer oder Leid erfahre und das fühle. Auch wenn vieles natürlich im Schauspiel überzeichnet werden darf, sind trotzdem all diese Gefühle in mir angelegt – so wie in jedem von uns. Im besten Fall bin ich so authentisch in meiner Darbietung, dass mein Publikum sich mit diesen Emotionen oder Figuren identifizieren kann und darin eine eigene Wahrheit findet. Gerade führen Sie Regie für „Robin Hood – eine Legende“ auf der Freilichtbühne im Passionsspielort Sömmersdorf im Landkreis Schweinfurt. Premiere soll am 23. Juli 2022 sein. Was dürfen Sie uns schon davon berichten? Es ist eine wunderschöne Arbeit auf einer solchen Bühne und mit so einem großen Ensemble Theater zu inszenieren. Ich finde es eine gute Idee, diesen Ort neben den Passionsspielen für große Produktionen zu nutzen. Die Geschichte von Robin Hood zieht seit Jahrhunderten die Menschen in ihren Bann. Das Stück wird ein Fest für die Sinne: Livemusik, Tiere, Akrobaten und die über 70 SchauspielerInnen begleiten die Zuschauer auf eine Reise in das Mittelalter. Und wer meine Inszenierungen kennt: Auch in Sömmersdorf werden Ensemblemitglieder Soloparts singen. (Anm. der Red.): Das Stück wird an drei Wochenenden im Juli und August 2022 auf der Freilichtbühne von Sömmersdorf gespielt. Es gibt also insgesamt nur sechs Vorstellungen. Schnell sein könnte sich lohnen: www.kulturauspassion.de) Wie weit sind die Pläne für Ihr eigenes Theater in Gerolzhofen? Wir haben die Zeit der Auftrittslosigkeit genutzt, um das Theaterhaus zu renovieren und auszustatten. Es wird wunderschön. Eine alte Kinobestuhlung aus den 50er Jahren wurde hergerichtet. Lampen, Möbel und die gesamte Ausstattung sind gebraucht. Ich sage immer: Wir haben ein Recyclinghaus. Im Spätsommer wollen wir das Haus mit drei bis vier Theaterstücken als Programmreihe „Auf den Kopf gestellt“ eröffnen. Wer es nicht verpassen möchte, kann mir auf den sozialen Medien folgen oder meinen Newsletter abonnieren. Was ist Ihr liebstes Premierengetränk und warum? Ich mag es am liebsten pur: Frankensecco oder Silvaner. Mixgetränke brauche ich gar nicht! www.silviakirchhof.de Silvia Kirchhof EINE FRÄNKIN DURCH UND DURCH: 14 Nº 1/2022·DIVINO MAGAZIN DIVINO WEINGESPRÄCH

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