DIVINO - Das Magazin | N° 1/2022 Frühjahr - Sommer

Wenn man in Gesellschaft ein schönes Menü genießt und den passenden Wein dazu im Glas hat, dann ist das ein großartiger Moment. Vielleicht kennen wir die Lage, in der dieser besondere Wein gewachsen ist oder sogar den Winzer oder die Winzerin – das macht das Weinerlebnis noch intensiver. Mit dieser Geschichte gehen wir einen Schritt weiter und erzählen von einem Mann, der die Grundlage legt für genau diese großartigen Weinerlebnisse. DIVINO Winzer Roman Gürsching führt eine Rebschule in Nordheim am Main. Zwischen 60.000 und 90.000 Jungpflanzen gehen Jahr für Jahr durch seine Hände und das im wahrsten Sinne des Wortes. „In der Rebveredelung ist sehr viel Handarbeit nötig“, sagt Roman Gürsching. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 120 Rebschulen, und alle haben sie gut zu tun. Dennoch ist der Vorlauf für eine Bestellung von jungen Reben mindestens 1,5 Jahre. „Ich ziehe die Pflanzen zu 80 Prozent nach Bestellung. Nur ein kleiner Teil bildet eine Reserve“, erklärt der Rebenzüchter. Der Grund dafür ist, dass es unglaublich viele Variationsmöglichkeiten für die Zucht gib: Zehn verschiedene Unterlagen und an die 50 Rebsorten können miteinander kombiniert werden. Auch spielt der Boden, in dem diese Reben zukünftig wachsen und gedeihen sollen, eine wichtige Rolle bei der Wahl. Auch die Vorlieben der KonsumentInnen spielen eine große Rolle in der Zucht und vieles mehr. WEGEN DER REBLAUS NUR AUS AMERIKA DieHölzerderUnterlagenseheneigentlich ziemlich leblos aus. Man kann sich nicht vorstellen, welche Energie in den dünnen „Ästchen“ steckt. „Es sind seit dem Auftreten der Reblaus gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich amerikanische Unterlagsreben, auf die wir dann die fränkischen oder europäischen Rebsorten aufpfropfen“, erklärt Roman Gürsching. Aus einer Unterlagsrute schneidet man in der Regel drei, etwa 30 Zentimeter lange Unterlagsreben, auf die in mehreren Ar- beitsgängen die Klone aufgesetzt und angezüchtet werden. Ende März, Anfang April geht das Veredeln los. Da sind in der Rebschule alle mit den zarten Ästen beschäftigt. Im Mai, wenn die Fröste vorüber sind, werden diese potentiellen Jungpflanzen in die Erde gesetzt: Das nennt man Einschulen. „Wenn die Pflanzen anwachsen, sich die zarten Wurzeln gebildet haben und die Reben austreiben, beginnt für mich die schönste Zeit“, freut sich der Züchter. Es ist allerdings auch eine arbeitsreiche Zeit, denn diese sehr jungen Pflanzen brauchen eine extrem intensive Betreuung und vor allem brauchen sie WO DIE REBEN IN DIE SCHULE GEHEN: Auch der Wein braucht eine gute Grundlage! 1 Roman Gürsching, DIVINO Winzer und Rebenzüchter mit Leidenschaft. 2 Unterlagsreben aus Südeuropa. Man mag kaum glauben, welche Vitalität in ihnen steckt. 3 Intensive Handarbeit: Im März und April werden die Reben auf die Unterlagshölzer „gepfropft“. 1 2 3 30 Nº 1/2022·DIVINO MAGAZIN REBSCHULE

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